Gewerbezentralregister (GZR): Bedeutung, Eintragungen, Folgen & Prävention
Das Gewerbezentralregister (GZR) ist ein bundesweites Register beim Bundesamt für Justiz. Es dokumentiert behördliche und gerichtliche Entscheidungen mit Relevanz für die Zuverlässigkeit von Gewerbetreibenden und Unternehmen – etwa rechtskräftige Bußgeldbescheide, behördliche Entscheidungen und Strafurteile (§ 149 Abs. 2 GewO – Überblick im Rechtslexikon). Einträge können Vergaben, Erlaubnisse und Reputation empfindlich treffen. Dieser Beitrag skizziert Rechtsgrundlagen, typische Eintragungen, praktische Folgen und Verteidigungsoptionen.
Was wird eingetragen? – Rechtsgrundlagen & Schwellen
- ● Rechtskräftige Entscheidungen von Verwaltungsbehörden (z. B. gewerberechtliche Untersagungen) und rechtskräftige Bußgeldbescheide – bereits ab > 200 € möglich.
- ● Strafurteile mit Gewerbebezug, u. a. nach §§ 10, 11 SchwArbG, §§ 15, 15a AÜG oder § 266a StGB (Vorenthalten/Veruntreuen von Arbeitsentgelt).
- ● Steuerordnungswidrigkeiten und -straftaten: Eintragungen betreffen häufig Steuerstrafrecht und angrenzende OWi-Verstöße (z. B. Melde-, Aufzeichnungs-, Aufbewahrungspflichten).
Für Unternehmen besonders relevant: Auch fahrlässige Ordnungswidrigkeiten können einen Eintrag auslösen. Die Tilgung erfolgt im Regelfall erst nach mindestens drei Jahren (Ausnahmen/Abweichungen je Konstellation beachten).
Warum ist ein GZR-Eintrag so brisant? – Folgen in der Praxis
- ● Zuverlässigkeitsprüfung & Erlaubnisse: Einträge können Erlaubnisse/Bewilligungen gefährden und zu Auflagen führen – bis hin zur Gewerbeuntersagung (§ 35 GewO).
- ● Vergaberecht/öffentliche Aufträge: Öffentliche Auftraggeber prüfen Eignung und Zuverlässigkeit – Einträge können zum Ausschluss von Ausschreibungen führen.
- ● Reputation & Geschäftspartner: Vertrauensverlust bei Banken, Lieferanten, Kunden; Vertragsklauseln mit „Clean-Record“-Pflichten drohen zu ziehen.
Typische Auslöser – aus Ermittlungs- und Behördenpraxis
- ● Schwarzarbeit/illegale Beschäftigung: Prüfungen durch die Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS), Vorwürfe nach SchwArbG/§ 266a StGB.
- ● Steuer-OWi/Steuerstrafrecht: Bußgeld- und Strafsachenstelle (BuStra) sowie Steuerfahndung als Treiber.
- ● Unternehmens-OWi (§§ 30, 130 OWiG): Verbandsgeldbuße und Aufsichtspflichtverletzung – relevant für Register und Vergaben (Wirtschaftsstrafrecht & Compliance).
Verteidigung & Compliance – so steuern Sie Risiken
1) Früh reagieren – noch vor der Eintragung
- ● Akteneinsicht & Einlassungsstrategie: Keine Sachangaben ohne Einblick; Verteidigung abstimmen (Ermittlungsverfahren, Vorladung).
- ● Rechtsmittel im OWi-/Strafverfahren: Einspruch, Widerspruch, Klage – Ziel: keine Rechtskraft oder Abmilderung, um Eintragsgründe zu vermeiden.
2) Nach Eintragung – Korrektur & Folgenbegrenzung
- ● Prüfung auf Fehler: Unrichtigkeiten/Unzuständigkeiten angreifen; ggf. Berichtigung/Auskunftsantrag beim BfJ.
- ● Vergabefähigkeit sichern: Self-Cleaning (Compliance, Schadenswiedergutmachung, personelle/organisatorische Maßnahmen) dokumentieren.
- ● Tilgung/Fristen: Tilgungszeitpunkte überwachen; bei Folgeausschreibungen Nachweise zur Rehabilitation beifügen.
3) Prävention – wirksames CMS & Internal Investigations
- ● Compliance-Management-System (CMS): Risikoanalyse, klare Verantwortlichkeiten, Trainings, Vier-Augen-Prinzip, Dokumentation.
- ● Internal Investigations & Hinweisgebersystem: Sachverhaltsaufklärung, Remediation, Monitoring – bußgeldmindernd anerkannt.
FAQ zum Gewerbezentralregister (GZR)
Wer bekommt Einsicht?
Behörden im Rahmen der Zuverlässigkeits-/Eignungsprüfung; Unternehmen erhalten auf Antrag eigene Auskünfte (GZR-Auszug) für Vergaben/Erlaubnisse.
Ab welcher Höhe wird ein Bußgeld eingetragen?
In der Regel ab mehr als 200 €. Schon fahrlässige OWi können betroffen sein.
Kann ich einen Eintrag verhindern?
Indem die zugrunde liegende Entscheidung nicht rechtskräftig wird (Rechtsmittel) oder abgemildert/umgestellt wird (z. B. Opportunitätslösungen im Ermittlungsverfahren).
Wie lange bleibt ein Eintrag bestehen?
Üblicherweise mindestens 3 Jahre; genaue Fristen hängen vom Eintrag ab. Tilgung laufend prüfen.
Welche Branchen sind besonders sensibel?
Regulierungsintensive Bereiche (Bau, Sicherheit, Pflege, Verkehr, Entsorgung, Finanzdienstleistungen) sowie Vergabe-/öffentliche Aufträge.
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Rechtsanwältin und Fachanwältin für Strafrecht Dr. Caroline Jacob
Rechtsanwalt und Fachanwalt für Strafrecht Frank M. Peter
Rechtsanwalt Dr. Sven Henseler, Diplom-Finanzwirt (FH)
Als Of Counsel Prof. Dr. Frank Peter Schuster
Als Kooperationspartner Steuerberater und ehemaliger Steuerfahnder Frank Wehrheim
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